REZZO SCHLAUCH

Parl. Staatssekretär a.D.

Badische Zeitung vom Dienstag, 28. Februar 2006

Oettinger löffelt gepfefferte Suppe

Rezzo Schlauch stichelt gegen den neuen BNZ-Narrenpreisträger

Von Reinhard Leßner

Eigentlich hätte er schon bei der Ankunft geschlaucht wirken müssen. Denn Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettingers Narrenprogramm hatte diesen Fasnetsmendig schon bei Tagesanbruch in Rottweil begonnen. Nun aber löffelte er vormittags im “Kolping Ressort Stadthotel Freiburg” hellwach und sichtlich gut gelaunt aus, was ihm die Breisgauer Narrenzunft (BNZ) da als “Ratssuppe” auftischte: ein mit munteren Späßen gewürztes Gericht, in das der einstige Grünen-Politiker Rezzo Schlauch mit Inbrunst viel Pfeffer und Salz schüttete.

Kaum vier Wochen vor der Landtagswahl: Verständlich, dass dieser Ratssuppen-Termin in fast allen erwählten (und noch nicht gewählten) Kreisen der Lokal- und Regionalpolitik Appetit aufs Dabeisein geweckt hatte. Gewiss: Freiburgs OB musste eines Tagungstermins wegen fern im südafrikanischen Abseits bleiben. Umso deutlicher aber zeigte das Land nun Flagge: Neben dem Ministerpräsidenten war auch Willi Stächele, inzwischen Minister des Staatsministeriums, als BNZ-Narrenpreisträger des Jahres 2004 zurückgekehrt. Und dabei war natürlich auch wieder der Erwählte des Vorjahres, Rezzo Schlauch, der zur Zeit nicht mehr auf Stimmen schielt, wiewohl er mit Stimmgewalt zu überzeugen vermag. Sogar dann, wenn es gilt, als Grüner witzelnd und giftelnd eine Laudatio auf den dunkler eingefärbten Günther Oettinger anzustimmen. Artig verbeugte sich der bekennende Schwabe vor der Sinnenfreude der Badener, “die Feste feiern, auch wenn sie nicht fallen” . Und vor deren Toleranz, die es zulässt, dass nun gleich zwei Schwaben des BNZ-Narrenpreises wegen auf der Bühne stehen dürfen. Dem Mitschwaben Oettinger freilich galten weniger süße Schalmeientöne. Mit Verzicht auf eigene Reime stellte er Ungereimtheiten des Ministerpräsidenten an den Pranger, er spießte mit feiner Ironie “närrische Hochleistungen” des Landesvaters auf, um Sekunden später dem Florettstupfer schwerste Säbelhiebe folgen zu lassen. Mit der Lautstärke eines von Blasorchestern begleiteten Bußpredigers. Vielumjubelt war sein Vorschlag, das Hickhack um Regionalflughäfen könne durch den Bau einer durchgängigen Start- und Landebahn zwischen Baden-Baden und Basel flugs beendet werden. Schlauchs langer Rede kurzer Sinn: Die SPD habe sich nach dem Ende von Rot-Grün offenbar in Licht und Luft aufgelöst, und der schwarze Ministerpräsident repräsentiere nun “den Geist der Fasnet das ganze Jahr über” .

Der Ministerpräsident, eingangs schon ausgestattet mit der Fasnetrufer-Gönnermütze, nahm die Häme des Laudators auf “die besten Narreteien” feixend zur Kenntnis, und auch er wusste dann in der Bütt´ mit Blick auf die Partnerinnen grüner Politiker galant auszuteilen: “Das beste an den Grünen sind nicht die grünen Frauen, sondern die Frauen der Grünen.” Auch ließ der erfahrene Politiker selbstkritische Töne anklingen: “Heute ist die Politik nichts andres als ein Narrenstück.” Und nachdem er als neuer BNZ-Preisträger mit Elferratsmütze und Narrenscheibe gewürdigt worden war, demonstrierte er baden-württembergische Ausgewogenheit. Wohl schlotzte er in der Bütt württembergischen Wein. Dann aber sang er auf der Bühne drei Strophen des Badnerliedes stimmgewaltig mit. Auswendig! Das will für einen Schwaben schon was heißen!

Um die Preisverleihung rankte sich natürlich ein Programm, in dem — zwischen den unvermeidlichen Schunkelrunden - bewährte Kräfte der Freiburger Narretei die Nachdenklichen und die Lacher auf ihrer Seite hatten: Die BNZ-Clownerie, Peter Kalchthaler als “Pulvererfinder” Berthold Schwarz, Markus Weber als “Suppenkoch” , Jochen Batsch und Michael Schmid als “Gnäggis und Schmidle” , Stefan Weber und Karl-Heinz Metzger als Duo “Dumm und Schwätzer” , und schließlich die schrägen, ohrenbetäubenden Guggemusiker “Eckepfätzer” .

Der zungenfertige “Suppenkoch” Markus Weber, der eingangs den Ministerpräsidenten versehentlich als “Landesmütze” (statt als “Landesspitze” ) begrüßt hatte, suchte vorsorglich Verständnis für alle Frotzeleien zu wecken: “Eibrockt isch´ s glei, aber usg´ löffelt schwer” . Solcher Weisheiten freilich bedurfte der neue Narrenpreisträger offensichtlich nicht. Oettinger löffelte die von Rezzo Schlauch lang und deftig gepfefferte “Ratssuppe” ohne säuerliche Miene bis zum zum bitteren Ende. Nein, geschlaucht wirkte er beim Schunkeln im Kreis der jungen Damenelferrätinnen keineswegs. Wäre er sonst 200 Minuten lang geblieben?

 

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